Ankunft gut, alles gut!
Das war das Motto für die nächsten zwei Wochen, die ich im Kinderheim K39 in Nairobi verbracht habe. Der Leiter Stevo, auch liebevoll „Papa Bear“ genannt, und Auntie Mary haben mich herzlich empfangen. Ich hatte dann gleich einen freien Tag, damit ich mich erstmal ein bisschen im Kinderheim einleben kann. Das ging sehr schnell, denn alle waren bemüht, dass ich mich 100-prozentig wohlfühle und dass es mir an nichts fehlt.
Drei Tage habe ich an einem anderen Standort des Kinderheims in Nairobi verbracht. Zusammen mit den Aunties habe ich mich dort um 14 Babys und eine Gruppe von Kindern unter zwei Jahren gekümmert. Da war den ganzen Tag Füttern, Wickeln und Co.
im Akkord angesagt. Das Jüngste der Babys war erst 16 Tage alt – eine Begegnung, die mein Herz tief berührt hat.
Die restliche Zeit hat man mir 17 Kinder im Alter zwischen 2 und 4 Jahren anvertraut. Ich habe vormittags, nachmittags und am frühen Abend mit den Kids gespielt, sie beim Mittagsschlaf überwacht und bei sämtlichen Mahlzeiten unterstützt. Für die Wäsche der
Kinder waren zum Glück die beiden festangestellten Aunties zuständig – der Wäscheberg blieb nämlich immer gleich groß. Naja, bei 17 Kindern auch kein Wunder.
Das Kinderheim bietet den Kindern und Mitarbeitenden eine feste Tagesstruktur. Dazu gehört jeden Morgen ein freiwilliger "Gottesdienst" in kleiner Runde: mit den Angestellten und den Kindern der preschool class. Die älteren Kids sind zu dieser Zeit
längst in der Schule. Jeden Sonntag findet außerdem ein „Gottesdienst“ mit allen Kindern statt, zu dem sich alle besonders fein machen. Allgemein zielt das Kinderheim darauf ab, den Kindern wesentliche Werte zu vermitteln, die ihnen in ihrem späteren
Leben nützlich sein können, wie Ehrlichkeit, Sauberkeit, Fleiß etc.
Ich habe meine Zeit dort sehr genossen, denn die Kinder waren absolut goldig. Aber das ist noch nicht alles, denn auch die Stimmung unter den Mitarbeitenden war positiv und beschwingt. Und last but not least: Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Arbeit
wertgeschätzt wurde. Für mich waren es zwei großartige und lehrreiche Wochen – eine Erfahrung, die ich in meinem Leben nicht missen möchte. Der einzige Haken: Die beiden Wochen sind leider viel zu schnell vergangen…
…1000 Dank für die Möglichkeit die ihr mir auf so einfachem Weg gegeben habt. Ich kann nur sagen, es waren die schönsten 4 Wochen überhaupt.
Es war mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich dort war…
Meine Reise startete Ende September 2022. Nach einem sehr schnellen und unkomplizierten Flug nach Kenia wurde ich am Flughafen sehr herzlich von einem über I. organisierten Taxifahrer empfangen. Nach einer halben Stunde Fahrt komme ich spät Nachts im Kinderheim (Stelle K39) an. M., die Heimleiterin hat mich dort mit offenen Armen empfangen und mir meine Unterkunft für die nächsten Wochen gezeigt. Sehr großzügig und sauber war mein erster Gedanke. Ich hatte eine kleine Wohnung (2 Schlafzimmer, Küche, 2 Bäder) fast für mich alleine. Ab und an kamen Besucher, mit denen ich die Zimmer teilte.
Ich konnte das Wochenende noch zur Eingewöhnung nutzen und mir dort einen ersten Eindruck verschaffen.
Meine ersten Gedanken waren, es ist alles sehr sauber, organisiert und liebevoll. Es wurde eine kleine heile Welt, hinter all dem Trubel und der Armut für die Kinder geschaffen. Man kann es kaum glauben, was für eine herzliche Einrichtung mitten in der Armut geschaffen wurde.
Am Montag startete meine erste Arbeitswoche. Mit M. habe ich am Wochenende meinen Arbeitsablauf besprochen. Dort konnte ich meine Wünsche äußern. Die Arbeitsstunden von 9:00 bis 17:00 Uhr waren für mich absolut in Ordnung. Meine Aufgabenbereiche lagen grundsätzlich darin, die Babys auf zu wecken, zu füttern, zu wickeln, mit ihnen zu spielen, sie medizinisch zu betreuen, sie zu waschen, die Kleidung zu wechseln und ihnen einfach ganz viel Liebe und Zuneigung zu geben.
Während meiner Zeit im Oktober hatten wir dort zwischen 20 und 24 Kleinkinder. Die Kinder sind zwischen einem Tag und einem Jahr alt.
Es gibt mehrere I. Einrichtungen, was bedeutet, dass die Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen in unterschiedlichen Heimen leben.
Bei Stelle K39, waren zusätzlich noch 25 Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren und circa 25 Kinder zwischen 8 und 18 Jahren. Natürlich gab es auch Tage wo ich anderweitig eingesetzt wurde, da ein Mangel an Mitarbeitern war.
Schnell müde wurde mir bewusst, dass die größeren Kinder immer mehr noch Aufmerksamkeit von mir suchten.
Mein Tagesablauf hat sich ganz schnell geändert. Die ersten Tage war ich abends sehr müde. Nicht nur von der Arbeit, sondern auch von den ganzen Emotionen und der kulturellen Unterschiede. Die Kinder baten mich, am Abend mit ihnen in ihr Lern-Zimmer zu gehen, um dort die Hausaufgaben mit ihnen zu machen. Natürlich blieb es nicht nur bei Hausaufgabenbetreuung. Auch spielen, malen, basteln, Armbänder knüpfen und Geschichten aus Deutschland erzählen, gehörte nun zu meiner neuen Abend-Routine. Die Kinder gaben mir nochmal ein ganz neues Gefühl von Zusammenhalt und Dankbarkeit.
Die Wochenenden konnte ich immer alleine für mich planen. Ob Ausflüge, Safaris, Kirchenbesuche, Familientreffen von „neuen Freunden“, oder Ausflüge in andere Städte. Die Türen für Fragen und Tipps waren immer offen. Es gab auch Wochenenden, an denen ich im Kinderheim blieb. Diese Tage nutzte ich um Wäsche zu waschen und half den Kindern beim putzen und kochen. Am Abend blieb meist noch Zeit für Singen und Tanzen.
Natürlich darf man den kulturellen Unterschied nicht unterschätzen. Als weiße Frau fällt man dort definitiv auf. Dadurch, dass der Ort durch sehr viel Armut und Slums geprägt ist, bat mich M., das Gebäude nicht ohne Begleitung zu verlassen. Nach dem ersten Spaziergang durch die Gassen und Märkte, wurde mir erst so richtig bewusst was sie damit meinte. Ich befand mich nie in einer gefährlichen Situation, jedoch wird man von Fremden angefasst, die Leute wollen mit einem Fotos machen und es gibt kaum einen Moment ohne auffällige Blicke. In diesem Stadtteil sind kaum, bzw. nie Europäer, daher auch das große Interesse.
Ich kann jedem nur empfehlen, so eine Erfahrung zu machen.
Es öffnet einem nochmal auf eine ganz andere Art und Weise die Augen. Es war definitiv die beste Zeit meines Lebens und definitiv nicht mein letzter Aufenthalt bei Stelle K39.
Be thankful for today.
Because yesterday is gone.
And tomorrow may never come.
But we are sure Stefanie, we see you again.
Die Abschiedsworte eines Kindes. Auf einem kleinen zerrissenen Zettel in meinem Rucksack.
Mit einem lachenden Auge, weil die Kinder eine Chance bekommen und glücklich sind. Und einem weinenden Auge, weil ich sie gerne noch länger begleitet hätte, gehe ich zurück nach Deutschland.