Annelies, Dezember 2016 - Februar 2017

Mein Praktikum in Afrika

Kaya - Burkina Faso

 

Angekommen in Ouagadougou wurde ich von Rasmane abgeholt. Er ist der Bruder von Fatime, welche mir die Familie und den Praktikumsplatz vermittelt hat. Wir verstanden uns kaum, obwohl wir beide gut Französisch sprechen. Es macht nichts, bin sowieso vor allem am Staunen. Es ist spät am Abend. Ich kann die Umgebung nur erahnen. Doch der rote Sand, die blauen Wände der Shops und Häuser, die vollkommene Dunkelheit, die vielen Sterne, der riesige Mond; einfach unfassbar.

Wir kommen bei seinem Zuhause an. Dort empfängt uns Asseta, das Hausmädchen. Sie ist völlig verschlafen. Wir gehen sofort alle schlafen. Am nächsten Morgen ist Rasmane schon weg. Asseta und ich machen Frühstück für die beiden Töchter von Rasmane und Nafissatou.

Sie zeigt mir, wie man Wäsche wischt, wie sie Feuer machen zum Kochen, wir gehen auf dem Markt einkaufen, verbrennen am Nachmittag den Müll... Ich komme an. Spiele mit den Mädchen. Ich verbringe die erste Woche mit der kleinen Familie in Ouaga. Wir feiner ein tolles Silvesterfest. Mit den Frauen von Quartier bereite ich mehrere Stunden ein leckeres Menü zu. Wir tanzen bis ich fast im Stehen einschlafe.

 

Dann reisen wir als ganze Familie im Auto nach Kaya. Dort leben die Grosseltern mit allen Kindern. In Kaya hat es gute Schulen für die Kinder.

Ich habe mein eigenes Zimmer, im ganzen Court sind wir jedoch meist zwischen 17 bis 20 Personen. Von Tag zu Tag lerne ich die Familie besser kennen. Ich schliesse sie sofort in mein Herz. Wir lachen viel. Unser Französisch gleicht sich an, wir verstehen uns von Tag zu Tag besser. Sie lernen mir Ausdrücke in Morée, der Sprache welche man in dieser Region von Burkina spricht.

Mit einem Sohn von der Familie lerne ich den Chef vom Zentrum Nord von Burkina Faso kennen.

Gemeinsam gehen wir am ersten Tag zur Schule. Mir wird alles gezeigt.

Ich habe ein Motivationsgespräch zum Anfang mit dem Schuldirektor.

Am nächsten Tag fange ich an. Ich mache am ersten Tag nur was man mir sagt. Ich staune viel, stelle viele Fragen. Versuche zu verstehen, welche Regeln gelten, welche Abläufe sie im Unterricht haben. Ich leihe mir den Lehrplan aus, kaufe mir schon in den ersten Tagen eigene Schulbücher, damit ich mich auf den Unterricht vorbereiten kann. Ab dem dritten Tag übernehme ich die Hälfte der Tage zum Vorbereiten und durchführen. Ich bereite am Abend vor, lasse mir von den Lehrern in der Pause helfen, Sätze zu übersetzten und Fehler in Texten zu finden.

Der Schuldirektor erklärt sich dazu bereit, mir jeden Nachmittag in der letzten Stunde Unterricht zu geben in der Zeichensprache für die taubstummen Kinder. So kann ich jeden Abend auch in Zeichensprache die wichtigsten Dinge auswendig lernen, welche ich im Unterricht für den nächsten Tag brauche. Ich darf meine ganze Kreativität ausleben, um mit den wenigen Mitteln, die in der Schule zur Verfügung stehen, einen Unterricht zu gestalten, hinter dem ich stehen kann, der aber dennoch den Gewohnheiten und Anforderungen der Lehrer und Lehrerinnen entspricht.

Ich erlebe es als grosse Herausforderung aber unendlich dankbare Erfahrung. Denn die Kinder sind extrem wissbegierig. Sie wollen lernen und saugen alles auf, was man mit ihnen macht. Jeden Tag vertrauen wir uns gegenseitig mehr.

 

Auch mit dem Lehrerteam macht es grossen Spass. Es war überhaupt nicht so, dass wir uns immer einig waren. Zum Beispiel hatte ich grosse Mühe damit umzugehen, dass sie die Kinder regelmässig schlagen und eigentlich für alles, mit Gewalt bestrafen, anschreien und beleidigen. Nachdem ich in der ersten Woche manchmal vor Entsetzten auf dem Heimweg angefangen habe zu weinen, fing ich an, das Thema anzusprechen. Dieses offene miteinander reden hat so viel ermöglicht. Ich konnte ihr Verhalten bis zum Schluss nicht gut heissen, aber ich habe erkannt, dass man erst zusammen Methoden entdecken muss, wie man im Unterricht ohne Gewalt auskommt. Und vor allem waren die Lehrer und Lehrerinnen sehr neugierig. Wir fingen an, mit viel Humor unsere Unterschiede zu entdecken. Wir zogen einander gegenseitig auf, machte Spässe aber diskutierten auch ganz ernsthaft.

Über die ungerechte Verteilung von Geld, über Vorurteile von Schwarz und Weiß, über den Kolonialismus, über die Rechte der Frauen, über Hunger, über Luxus, über Geld, über Einkommen, über die Bedeutung von Glück, über den Wert der Familie und wie man Freundschaften pflegt. Aber auch über Sexualität, Verhütung, Partnerschaften, Polygamie, Liebe, Bildung, Hoffnung, Politik... und so vieles mehr.

Wir teilten unser Essen zusammen, sie zeigten mir den Markt, luden mich zu sich und ihren Familien ein, wir machten gemeinsame Fahrradtouren und machten uns gegenseitig Geschenke. Auch ich stellte meiner Lehrerinnenfreundin meine Familie in Kaya vor.

 

Oft besuchten mich meine Kinder aus der Klasse auch zu Hause. Sie wollten sehen wie ich lebe, ob ich das selbe esse wie sie, wo ich schlafe usw.

 

Ich arbeitete jeden Tag von 07.30 bis 12.00 danach von 13.30 bis 16.00 Uhr.

Danach kehrte ich in die Familie zurück. Da machte ich jeden Tag den Geschirrabwasch.

Half die kleinen Kinder zu baden, Wasser holen, Essen zubereiten, den Boden wischen, Holz holen, Feuer machen oder einfach das Baby auf den Armen zu halten.

Ich erzählte der Madame (Grossmutter) was ich den Tag hindurch erlebt hatte. Vor dem Abendessen bereitete ich dann noch die Unterrichtsstunden für den nächsten Tag vor.

Ich liebte das Zusammensein mit der Familie. Während dem Arbeiten haben sie oft gesungen und getanzt.

Nach dem Abendessen schauten wir immer gemeinsam die Telenovela von Burkina Faso im Fernsehen. Niemand wollte sie jeweils verpassen. Danach trafen sich alle Kinder und Jugendlichen zum Aufgaben machen unter der Lampe im Hof. Über uns funkelten die Sterne. Ich setzte mich jede Abend zu den Kindern und las meine Bücher für die Bachelorthesis und schrieb Zusammenfassungen für mein Studium in der Schweiz.

Um 21.30 Uhr gingen wir dann jeweils ins Bett.

05.00 war meine gewohnte Zeit zum Aufstehen. Die Mädchen waren um diese Zeit meist schon am Arbeiten. Sie wischten den Hof, und wuschen Wäsche. Ich durfte immer mithelfen. Kurz vor sieben ass ich Brot zum Frühstück und trank heissen Tee. Danach ab in die Schule.

 

Die Wochenenden hatte ich keine Schule. Gleich in den ersten Tagen hatte ich mir ein neues Fahrrad gekauft. Ich ging damit zur Schule und am Wochenende unternahm ich lange Velotouren. Ich entdeckte kleine Dörfer, lernte viele Leute kennen, wurde zum Tee trinken eingeladen, sie zeigten mir ihre Pumpen zum Wasser holen, zeigten mir, wie man das Getreide sortiert und lagert. Ich brachte das Mais mit ihnen zur Mühle, konnte es selbst mahlen. Wir trockneten es an der Sonne auf Plastik. Ich durfte helfen Erdnüsse zu schälen, zu zerstossen, und damit Sauce über dem Feuer zu kochen.

Ich sprach mit Familien, die Tag für Tag im Sand Gold suchen. Sie erzählten mir, wie sie unter Hunger leiden, dass ihre Kinder nicht in die Schule gehen, dass eingie Geschwister schon gestorben sind, dass sie oft kein Geld haben für Medikamente. Sie zeigten mir, wie hart das Leben sein kann in Burkina Faso.

 

Ich arbeitete einen Tag bei einem Gemüsebauer mit. Wasser tragen in Kesseln. Sie zeigten mir, wie sie Setzlinge ziehen, wie sie den Salat absamen lassen, wie sie Tomaten trockenen, wo sie das Gemüse auf dem Markt verkaufen, wie man die Chilis bearbeitet. Sie lernten mir, wie mach die Gartenbeete anlegen muss, damit möglichst wenig Wasser verloren geht.

 

Die Velotouren waren immer durch den Sand und über Steine. Weil um Kaya herum hat es nicht viele Strassen. Oft ging am Fahrrad was kaputt. Ein Fahrradmechaniker lernte mir, wie ich unterwegs mit meinem Sackmesser die Probleme beheben kann und wie ich einen kaputten Schlauch flicke.

Ich war sehr froh um dieses Wissen!

 

Oft fuhr ich auch am Abend zum Sonnenuntergang an den Stadtrand von Kaya. Um die riesige, rote, runde Sonne am Horizont verschwinden zu sehen. Manchmal liess mir die Schönheit dieses Landes die Tränen in die Augen treiben.

Die Leute begegneten mir immer wieder mit so viel Offenheit und Liebenswürdigkeit.

Sie wollten mir ihr Land, ihre Kultur zeigen. Sie waren sehr ehrlich was die schwierigen und traurigen Seiten des Landes anging. Aber sie waren auch stolz. Sie zeigten mir ihre traditionellen Tänze, erzählten mir von den verschiedenen Stämmen, den Touareg. Gaben mit alles Essen zum probieren, lernten mir mit den Händen zu essen, das traditionelle Essen selbst über dem Feuer zuzubereiten. Sie sagten mir, wenn ich in Fettnäpfchen trat. Halfen mir es besser zu machen.

Sie interessierten sich für meine Ansichten. Auch wenn sie oft nicht gut fanden was ich sagte, oder nicht verstehen konnte von was ich rede. Da sie Europa nicht kennen. Ich zeichntete dann Bilder, leiss mich von meiner Familie in der Schweiz Fotos schicken, damit ich ihnen den Schnee, die Berge, eine Badezimmer, eine Waschmaschine, meinen Computer usw. zeigen konnte. Ich zeigte ihnen meine ganze Familie, mein Freundeskreis, spielte Musik ab. Kochte typische Schweizergerichte über dem Feuer oder Gaskocher. Sie probierten alles aus.

 

Als der Bus mich von Kaya wegbrachte weinte ich. Ich war da wie zu Hause gewesen.

Sie waren für mich wie eine neue Familie. Ich habe nicht nur ein Praktikum gemacht, sondern Freunde gefunden.

 

Ich habe viel gelernt. Gelernt fürs Leben. Meine Persönlichkeit hat sich während der Zeit in Afrika verändert. Ich habe vieles neu verstanden. Jetzt, zurück in meinem Alltag, lebe ich bewusster. Ich bin unendlich glücklich und dankbar.  Und habe jeden Tag Kontakt mit dem Menschen in Ouaga und Kaya. 

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